Physiologische Sprachentwicklung

1. Lebensmonat
Physiologischer Spracherwerb:

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten
Kinder drücken ihr Bedürfnis nach körperlichem Wohlbefinden und Nahrung durch Schreien aus.

Lauterwerb / Artikulation
Beim Schreien entstehen Vokale. Diese unterscheiden sich kaum voneinander, da die Zunge nur wenig Raum zum Bewegen hat.

 
Auffälliger Spracherwerb:
Das Kind hört mit der Lautäußerung auf.


 
2. – 3. Lebensmonat
Physiologischer Spracherwerb:

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten
Ab dem 3. Monat suchen die Kinder aktiv mit den Augen nach einer Schallquelle.

Lauterwerb / Artikulation
Die Kinder experimentieren mit ihren Sprechorganen durch Gurren („errrre“), Lallen und Schnalzen. Diese Laute entstehen zufällig und unwillkürlich.

Sprachverständnis
Es entwickelt sich ein Verständnis für Stimmungen über den Stimmklang und die Satzmelodie.

 
Auffälliger Spracherwerb:
Aufgrund einer organischen Störung kann das Kind kaum Laute bilden (z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten).


 
4. – 7. Lebensmonat
Physiologischer Spracherwerb:

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten
Es entstehen die ersten „Dialoge“ zwischen Eltern und Kind.

Lauterwerb / Artikulation
Das Kind beginnt die verschiedenen Laute zu verbinden und erste Silben zu bilden (z.B. „babagadenama“).

Das Kind ahmt die Silben und Laute der Eltern nach (Echolaute).

 
Auffälliger Spracherwerb:
Es sollte eine Gehörüberprüfung veranlasst werden, wenn die Kinder keine Lallsequenzen produzieren.


 
8. – 12. Lebensmonat
Physiologischer Spracherwerb:

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten
Nicken, Kopf schütteln und Gebärden („bitte bitte“, „winke winke“) werden adäquat eingesetzt.

Lauterwerb / Artikulation
Auslassung unbetonter Silben: z.B. Banane – „Nane“

Lautauslassungen: z.B. Löffel – „Löffe“

Lautersetzungen: z.B. Schuh – „Tuh“

Vereinfachungen von Konsonantenverbindungen: z.B. Brot – „Bot“

Wortschatz
Das Kind kann bestimmte Gegenstände benennen (10 Wörter) oder zeigen.

Grammatik
Übergang von Einwort- zu Zweiwortsätzen (z.B. von „Ball“ zu „Ball haben“).

Sprachverständnis
Ab dem 10. Monat reagiert das Kind auf seinen Namen.
Einfache Aufforderungen, wie z.B. „komm her“ werden verstanden.

 
Auffälliger Spracherwerb:
Ausbleibende Sprachentwicklung: Das Kind beschränkt sich z.B. auf immer wieder dieselbe Silbe bzw. Lautfolge und es versteht keine Aufforderungen.


 
13. – 18. Lebensmonat
Physiologischer Spracherwerb:

Lauterwerb / Artikulation
Die Laute „m, b, p, d, t und n“ werden erworben und gezielt in Worte eingesetzt.

Wortschatz
Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche werden in einem Wort zusammengefasst (z.B. kann „Hund“ bedeuten: „Guck mal, da ist ein Hund“, „Ich möchte mit dem Hund spielen“ oder „Ich möchte den Hund haben“).

 
Auffälliger Spracherwerb:
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18. - 24. Lebensmonat
Physiologischer Spracherwerb:

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten
Das Kind kann Wünsche sprachlich äußern und die Sprache wird durch Gesten unterstützt.

Lauterwerb / Artikulation
Weitere Laute, wie „w, f, g und k“ kommen hinzu. Es werden jedoch noch viele unverständliche Silben gesprochen.

Wortschatz
50-Wort-Grenze (hierbei werden auch Kindwörter, wie „Wauwau“ oder andere Äußerungen mit Wortcharakter als Wörter gezählt)

Der passive Wortschatz umfasst ca. 200 Wörter.

Der Wortschatzspurt beginnt spätestens mit 24. Monaten (im Schnitt werden hierbei täglich bis zu neun neue Wörter gelernt).

Grammatik
Das Kind befindet sich in der Trotzphase und sagt ständig „nein“. Dieses „Nein“ ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, da sich das Kind damit erstmalig abgrenzt und seine eigene Person entdeckt.

Übergang von Einwort- zu Zweiwortsätzen (z.B. von „Ball“ zu „Ball haben“).

Telegrammartiger Stil: „Mama Arm“ („Mama, ich möchte auf den Arm“)

Das Kind benutzt Negationswörter (z.B. „Nicht haben“).

Erstes Fragealter mit Intention (z.B. „Is das?“).

Sprachverständnis
Das Kind versteht Aufforderungen, wie z.B. „Hol den Ball“ oder „Zeig mir den Schuh“.

 
Auffälliger Spracherwerb:
Gebrauch von wenigen, unverständlichen Lautverbindungen und weniger als zehn sinnbezogene Wörter.


 
2. – 3. Jahr
Physiologischer Spracherwerb:

Lauterwerb / Artikulation
Die Lautbildung ist oft noch unvollkommen (z.B. Lispeln; Ersetzung des Lautes „sch“ und „ch“ durch den Laut „s“; „k“ und „g“ wird als „t“ bzw. „d“ gesprochen).

Wortschatz
Wortschatzexplosion: Mit dem Beginn des 2. Lebensjahres spricht das Kind etwa 50-200 Wörter, z.B. Substantive (Körperteile, …), Funktionswörter (da, auch) und erste Verben (aufmachen, …).

In der Mitte des 2. Lebensjahres sind sog. Übergeneralisierungen zu beobachten („Ado" steht z.B. für Autos, Rasenmäher, Fahrräder, Ente mit Rädern, Computertisch mit Rädern).

Mit 2,5 Jahren kann das Kind bereits etwa 450 Wörter sprechen (Nomen, Verben, Adjektive, Adverbien, Artikel, Präpositionen, Personalpronomen, z.B. „ich, du, mein“ sowie die Grundfarben).


Grammatik
Die Satzbildung ist oft noch unvollkommen: Auslassung von Artikeln und Präpositionen („Ball Tisch liegt“).

Das Konjugieren und Deklinieren fällt dem Kind noch schwer („Der Hund Kind beißen“).

Sprachverständnis
Zweiwortsätze werden sicher verstanden.

Das Verständnis für Nomina, Verben, Adjektive, Präpositionen entwickelt sich weiter.

 
Auffälliger Spracherwerb:
Stereotyper Gebrauch von sehr wenigen, immer gleichen und unverständlichen Lautgebilden.

Das Kind spricht heiser oder näselt; stark gestörte Satzbildung; keine Ansätze über Zweiwortsätze hinaus.


 
3. – 4. Jahr
Physiologischer Spracherwerb:

Lauterwerb / Artikulation
Das Kind lernt alle Konsonanten richtig auszusprechen (außer den Laut „sch“).

Wiederholungen von Satzteilen, Wörtern und/oder Silben sind noch altersgemäß, sofern sie sehr kurz und ohne Gesichts- und Körperspannungen erfolgen.

Wortschatz
Das Kind benennt die Farben korrekt und gebraucht weitere Präpositionen (z.B. neben, vor, ...).

Das Kind kann nun Situationen sprachlich umschreiben und von Dingen erzählen, die es nicht unmittelbar vor Augen hat.

Zusammenhänge im Bilderbuch werden erkannt und können beschrieben werden; Erlebnisse werden so berichtet, dass man der Erzählung folgen kann.

„Warum“-Fragealter beginnt.


Grammatik
Verbzweit- und Verbendstellung in Haupt- und Nebensätzen, richtige Verbflexion, Vergangenheits- und Zukunftsform werden erworben; das Kind singt Lieder und spricht Verse.

 
Auffälliger Spracherwerb:
Störungen im Bereich der Lautbildung (Auslassen und Ersetzen von Lauten), der Satzbildung sowie des Wortschatzes und des Sprachverständnisses;
Stottern;
Poltern (überhastetes / verwaschenes Sprechen);
Sprechverweigerung;
Babysprache


 
4. – 5. Jahr
Physiologischer Spracherwerb:

Lauterwerb / Artikulation
Alle Laute und Lautverbindungen werden richtig gebildet (einschließlich der Laute „s“ und „sch“).

Wortschatz
Es werden Oberbegriffe (z.B. Tiere, Gemüse, etc.) und abstrakte Begriffe (z.B. Freude) verwendet; Das Kind kann bis zehn zählen.

Grammatik
Verwendung von korrekten Pluralformen, Unsicherheiten bei verneinten Sätzen und Passivsätzen.

In der Regel beherrschen Kinder spätestens bis zum 5. Lebensjahr vollständig die deutsche Grammatik.

 
Auffälliger Spracherwerb:
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Ab dem 5. Jahr
Physiologischer Spracherwerb:

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten
Der Wortschatz ist so groß, dass sich das Kind differenziert ausdrücken kann, alle Gedankengänge beschreiben sowie Geschichten und Erlebtes mit Hilfe von den verschiedenen Zeit- und Pluralformen nacherzählen kann.

 
Auffälliger Spracherwerb:
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