Schluckstörung

Was ist eine Schluckstörung und wie läuft der normale Schluckvorgang ab?
Schlucken ist ein komplexer physiologischer Prozess zum Transport von Nahrung, Flüssigkeit und Speichel von der Mundhöhle in den Magen. Durch bestimmte Ursachen können Störungen bei der Aufnahme, Zerkleinerung oder beim Transport des Bolus (=schluckfertiger Speisebrei) auftreten. Der Schluckvorgang verläuft in unterschiedlichen Phasen:

Phase 1 – Präorale Vorbereitungsphase (d.h. bevor das Essen im Mund ist):
Dazu zählen alle Faktoren, die Auswirkungen auf das Schlucken haben, jedoch unmittelbar vor dem Schluckakt stattfinden:

  • Allgemeinzustand
  • Körperhaltung
  • Zeit nehmen zum Essen
  • Größe des Bissens
  • appetitlich serviertes Essen – „Das Auge isst mit“ (bereits beim Anblick des Essens wird die Speichelproduktion im Mund angeregt)
  • Geruch (regt den Speichel an)

Phase 2 – Orale Vorbereitungsphase:
Hierzu zählt das Abbeißen und Zerkleinern der Nahrung bis ein schluckfertiger Speisebrei entsteht. Dieser wird dann auf dem hinteren Zungendrittel platziert. Bei der oralen Vorbereitungsphase ist bereits ein Zusammenspiel zahlreicher Muskeln notwendig. Ihre Logopädin prüft bei einer Schluckstörung alle Muskelgruppen im orofazialen Bereich und zeigt Ihnen individuell auf Sie zugeschnittene Übungen.

Phase 3 – Orale Transportphase:
Ziel dieser Phase ist der Transport der Nahrung zu den Triggerzonen, also an die Stellen, wo der Schluckreflex ausgelöst wird (z.B. Gaumensegel, Gaumenbögen, Rachenhinterwand, Schleimhaut der Epiglottis). Je nach Patient, Sensibilität und Alter kann dies variieren. Wichtig ist auch hierbei ein Zusammenspiel mehrerer Muskelgruppen.

Phase 4 – Pharyngeale Phase:
Ab dieser Phase ist der Schluckakt nicht mehr willentlich steuerbar. Der Speisebrei wird nun, unter gleichzeitigem Verschluss der Atemwege (damit keine Nahrung in die Luftröhre bzw. Lunge gelangt), in die Speiseröhre transportiert. Dies geschieht vor allem indem die Muskulatur der Rachenrückwand kontrahiert. Dadurch entsteht eine Peristaltik, welche sowohl eine Transport- als auch eine Clearingfunktion hat. Die Öffnungsdauer des oberen Speiseröhrenmuskels hängt von der Körperhaltung ab! Deshalb ist es unerlässlich bei einer Schluckstörung auf eine aufrechte Körperhaltung zu achten.

Phase 5 – Ösophageale Phase:
Diese Phase ist ebenfalls nicht willentlich steuerbar. Hierbei geht es vor allem um den Transport der Nahrung von der Speiseröhre in den Magen. Die Transportgeschwindigkeit beträgt 2-3 cm pro Sekunde. Die Schwerkraft unterstützt den Bolustransport ebenfalls. Dies ist ein weiterer Grund um auf eine aufrechte Sitzhaltung während den Mahlzeiten zu achten. Sobald die Nahrung in den Magen gelangt, ist diese Phase beendet. Ist der untere Speiseröhrenmuskel kurz vor dem Mageneingang in seiner Funktion beeinträchtigt, kann es zu Sodbrennen (=Reflux) kommen.

Woran erkennt man eine Schluckstörung?
  • häufiges Verschlucken
  • häufiges Räuspern / Husten während und nach der Nahrungsaufnahme
  • Nahrungsreste in den Wangentaschen, im Rachen oder im Hals
  • Austritt des Speichels aus dem Mund (während des Essens aber auch in Ruhe)
  • Austreten von Flüssigkeit aus der Nase während dem Schlucken
  • Schluckanstrengung
  • extrem lautes Schluckgeräusch
  • langes Verbleiben der Nahrung im Mundraum
  • gurgelnder, rauer Stimmklang nach dem Schlucken
  • unklare Temperaturerhöhungen
  • häufige Lungenentzündungen
  • verminderte Geschmacksempfindung (und Temperaturempfindung)
  • starker Gewichtsverlust
Wodurch kann eine Schluckstörung auftreten?
  • Neurologische Erkrankungen, wie z.B. Parkinson, ALS, MS, Tumore, Chorea Huntington, Encephalitis, Schädel-Hirn-Trauma, Demenz
  • Psychische Erkrankungen, wie z.B. Depressionen
  • Muskelerkrankungen, wie z.B. Muskeldystrophie, -atrophie
  • Operationsfolgen, z.B. nach einer Bandscheibenoperation im Halswirbelsäulenbereich
  • Schluckstörung im Alter: Es ist ganz normal, dass mit zunehmendem Alter körperliche Veränderungen auftreten. Der Ober-und Unterkiefer sowie die Muskelmasse bilden sich zurück, die Speichelproduktion verringert sich, die Qualität des Bindegewebes verändert sich, die Wahrnehmung im Mundraum kann eingeschränkt sein und die Nervenstrukturen verändern sich ebenfalls. All dies kann dazu führen, dass die Kaufunktion, der Lippenschluss, die Zungen- und Rachenmuskulatur oder die Kehlkopfhebung eingeschränkt sind und somit zu einem erschwerten Schluckablauf bzw. einer Schluckstörung führen.
Therapie / Beratung
Basierend auf einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen sowie auf standardisierten und informellen Diagnostikverfahren beraten wir Sie hinsichtlich Therapiebedarf und -ansätzen und sprechen unsere Empfehlung zum therapeutischen Vorgehen aus.

Des Weiteren geben wir Ihnen wichtige Tipps mit auf den Weg, mit welchen Möglichkeiten Sie den Therapieverlauf positiv beeinflussen können.
Jede Therapie wird individuell an die Wünsche und Ziele des Patienten orientiert gestaltet.

Wir unterliegen einer strengen Schweigepflicht. Mit Ihrem Einverständnis arbeiten wir mit Ärzten, Kindergärten, Schulen, Pflegeheimen und Angehörigen zusammen. Ein ständiger Austausch ist Voraussetzung für eine gute Behandlung und schnelle Erfolge.

Auch Fallbesprechungen innerhalb unserer wöchentlichen Teamsitzung und fachliche Weiterbildungen im Rahmen von zahlreichen Fortbildungen garantieren eine hohe Qualität unserer Arbeit.