Welche Voraussetzungen werden für eine gute Sprachentwicklung benötigt?

Kinder verfügen nicht von Anfang an über Sprache, die Sprache muss sich langsam entwickeln. Diese Abfolge ist vergleichbar mit einer kleinen Pflanze die zum Baum heranwächst, d.h. erst müssen die Wurzeln wachsen und verankern, dann kann sich der Stamm entwickeln, damit er sich später in der Krone entfalten kann.

Der Sprachbaum verdeutlicht, dass Kinder die vier Bereiche der Sprache (Wortschatz, Artikulation, Grammatik und Sprachverständnis) nur dann entwickeln können, wenn die grundlegenden Fähigkeiten (Wurzeln) vorhanden sind und gefördert werden.

Grundvoraussetzungen für das Wachstum des Baumes – der Entwicklung von Sprache – ist zwischenmenschliche Wärme, Liebe und Akzeptanz, die durch die Sonne symbolisiert werden.

Die Wurzeln
Die Wurzeln des Baumes symbolisieren die soziale Umgebung, in welcher das Kind aufwächst (Kultur, Gesellschaft und Lebensumwelt). Durch diese Faktoren hat das Kind die nötigen Voraussetzungen für eine optimale Sprachentwicklung. Eine gute Wahrnehmung und die Motorik des Sprechapparates entwickeln sich durch Schreien und Lallen. Weitere Voraussetzungen sind die geistige Entwicklung und die Hirnreifung.

Für die kommunikativen Fähigkeiten werden die Sinnesleistungen Sehen, Tasten und Hören benötigt. Mit all diesen Sinnesleistungen schafft es das Kind, die Grob- und Feinmotorik zu entfalten.

Die sozial-emotionale Entwicklung schafft die Basis für Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und fördert so auch die Sprache.
Diese Wurzeln bedürfen einer sensomotorischen Integration, also der Verknüpfung von Wahrnehmung und Handeln.
Fehlt eine oder mehrere Wurzeln, ist die Sprachentwicklung vor Hürden gestellt. Durch förderndes Verhalten (wie durch die Gießkanne dargestellt), können diese Hürden jedoch verringert oder überwunden werden.

Der Stamm
Die Sprechfreude ist die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung der Grundlagen, welche in den Wurzeln dargestellt werden. Diese wird durch sprachförderndes Verhalten angeregt.

Um letztendlich Sprache zu entwickeln, braucht es nicht nur die motorischen und sensorischen Voraussetzungen sowie Sprachfreude, sondern auch Sprachverständnis. Ohne Sprachverständnis kommt es auch zu keiner Sprachproduktion.

Die Krone
Die Krone gliedert sich in die Bereiche Artikulation, Wortschatz und Grammatik. Neuere Auflagen ergänzen die Krone durch die Bereiche Kommunikation und Schriftsprache.

Artikulation: Hier ist dargestellt, wie die Entwicklung der Aussprache verläuft. Das Kind lernt erst die einzelnen und einfachen Laute, später schwierigere Einzellaute und Lautverbindungen.

Wortschatz: Das Wörterlernen beginnt mit einfachen Silbenverdopplungen („mamamamama“), diese führen zu den ersten einfachen Wörtern („Mama“, „Papa“). Im Verlauf entwickeln sich weitere Wortarten (Verben, Nomen, Adjektive etc.) und Sätze.

Grammatik: Nach und nach entwickelt das Kind die Regeln der Grammatik; von Einwortsätzen über Zweiwortsätzen bis hin zur komplexen Satzstellung und zur Verwendung von Nebensätzen.

Kommunikation (auf diesem Bild nicht dargestellt): Das Kind erwirbt kommunikative Regeln, wie die Dialogführung, den Sprecherwechsel, das Erzählen und das Stellen von Fragen.

Schriftsprachliche Fähigkeiten (auf diesem Bild nicht dargestellt): Der Erwerb der Schriftsprache (Lesen und Schreiben) basiert auf altersgemäßen sprachlichen Fähigkeiten.